Biodiversität den Vorrang geben – wieviel Ertrag hat es gekostet?
Nachdem wir in den ersten Jahren relativ defensiv mit den Begleitpflanzen umgegangen sind, wollten wir zum Winterweizen 2022/2023 der Biodiversität den Vorrang geben. Die Aussaat von Wildkräutern im CRF-System ohne Herbizidbehandlung im Zwischenbereich war ein Plus für die Natur, aber eine Herausforderung aus Sicht des klassischen Ackerbauern.
Anbaujahr 2022 – Auch die Ackerbohne ist anpassungsfähig
Um das CRF Konzept tiefgehender zu untersuchen, wurde im Anbaujahr 2022 neben dem Demoversuch auf Gut Wambergen zusätzlich ein randomisierter Feldversuch in der Region angelegt. Eine Versuchsanlage mit drei Wiederholungen auf einer ausreichend großen Fläche sollte im Detail klären, wie sich die Ackerbohne im CRF System verhält. Der Versuch wurde im Rahmen einer Masterarbeit der Fachhochschule Soest durchgeführt.
Unkrautmanagement im Hafer – klare Erkenntnisse
Am 19. März 2022 wurde im Controlled Row Farming Versuch auf Gut Wambergen Hafer der Sorte Lion ausgesät. Nach der Ernte finden sich interessante Erkenntnisse über die unterschiedlichen Bekämpfungsstrategien gegen Unkräuter.
Das Anbausystem folgt dem gleichen Prinzip der letzten Jahre:
- Standard (A) mit 12,5 cm Reihenabstand und 300 Kö/qm – mit üblicher Flächenspritzung
- Modern (B) mit 25 cm Reihenabstand und 200 Kö/qm – mit üblicher Flächenspritzung
- CRF reduziert (C) mit 2 x 12,5 cm auf 50 cm Abstand der Doppelreihe und 200 Kö/qm – mit Hacke, Untersaat und Bandspritzung
- CRF optimiert (D) mit 2 x 12,5 cm auf 50 cm Abstand der Doppelreihe und 200 Kö/qm – mit üblicher Flächenspritzung
Nach der regional üblichen Strategie wurde zur Unkrautkontrolle 50 g/ha Pointer Plus und 1 l/ha U46M am 28. April in allen Varianten angewendet. In Variante A, B und D erfolgte die Anwendung ganzflächig. Die identische Aufwandmenge pro Hektar ist in Variante C als Bandspritzung appliziert worden. Bei einer Bandbreite von 20 cm haben wir 60 % Herbizid gespart.
Zum gleichen Termin wurden in einem Arbeitsgang gehackt, auf der Doppelreihe im Band Herbizid gespritzt und 18 kg/ha Rotklee im Zwischenbereich von 30 cm ausgebracht.
Am 15. Mai erfolgte zusätzlich eine Applikation von Fungizid und Wachstumsregler. Diese Anwendung wurde im Versuch nicht variiert.
Aufgrund der Trockenheit nach dem Hackvorgang war der Feldaufgang verzögert und die Konkurrenzkraft des Hafers stark. Die Förderung der Biodiversität in der Hauptwachstumsphase ist in dieser Sommerung nicht gut gelungen.
Umso interessanter ist das Erscheinungsbild der Versuchsvarianten nach der Ernte. Der Hafer wurde am 25. Juli mit Erträgen um die 70 dt/ha gedroschen.
Auffällig nach der Ernte ist das vermehrte Aufkommen der Jährigen Rispe (Poa annua) in einigen Varianten. Die Jährige Rispe ist auf diesem Standort ein Problemunkraut und wird vom verwendeten Herbizid nicht vollständig bekämpft.
In der betriebsüblichen Variante „Standard“ zeigt sich eine sehr geringe Restverunkrautung. Wie bekannt unterdrückt der Hafer bei engen Reihenabständen die Unkräuter sehr gut.
In Variante B mit 25 cm Reihenabstand ist der Besatz an jähriger Rispe bekämpfungswürdig. Bei gleicher Herbizidanwendung kann vermutet werden, dass der größere und länger andauernde Lichteinfall das Wachstum der Rispen begünstigt hat. Eine flache Bodenbearbeitung oder ein Totalherbizid nach der Ernte wäre angebracht um die Verbreitung der Rispe zu verhindern.
In Variante C hat sich der Rotklee erstaunlich gut etabliert. Es ist anzunehmen, dass er ausreichend gekeimt war und sich zunächst unter dem Hafer nur sehr verhalten entwickelt hat. Ein Starkniederschlag mit 38 mm kurz vor der Ernte am 21. Juli hat dann sicherlich geholfen das zunehmende Licht im abreifenden Bestand zu nutzen.
In Variante C mit Doppelreihe auf 50 cm und 12,5 cm Reihenabstand werden die Vorteile einer kombinierten Bekämpfungsstrategie sichtbar. Im Arbeitsbereich der Hacke findet sich ausschließlich Rotklee und keine Jährige Rispe. Sicherlich ist die Rispe zeitgleich mit dem Hafer aufgelaufen und hätte sich wie in Variante B oder D ausgebreitet. Der Einsatz der Hacke am 28. April war dann ideal um die Jährige Rispe zu beseitigen. Der Rotklee hat sich etabliert und der enge Reihenabstand in der Doppelreihe in Kombination mit dem Herbizid in der Bandapplikation hat die Rispe sehr gut unterdrückt. Vereinzelt sieht man noch die Jährige Rispe im Übergangsbereich von Hacke und Bandspritze. Mit dem starken Lichteinfall am Rand der Doppelreihe wurde die Rispe offensichtlich gefördert. Das Hackschar hat dann einige Pflanzen nah an der Reihe nicht erfassen können.
Die Jährige Rispe bleibt nach der Ernte in Variante C unterhalb der Bekämpfungsschwelle. Die Unkrautkontrolle ist bei 60% reduziertem Herbizideinsatz sehr gut gelungen.
In der Doppelreihe ohne den Einsatz der Hacke zeigt sich die gleiche Problematik wie in der Variante B mit 25cm Reihenabstand. Die Rispe konnte sich etablieren und sollte im Sinne der Feldhygiene umgehend beseitigt werden.
Der Witterungsverlauf zeigt einen relativ gut verteilten Niederschlag. Die gute Feldkapazität des Bodens hat dem Hafer immer ausreichend Feuchte zur Verfügung gestellt und gute Erträge von 70 dt/ha gebracht.
DLG-Agrifuture Concept Winner 2022
Im Rahmen der Agritechnica wurde erstmalig der Innovationspreis „DLG-Agrifuture Concepts“ für Pionierarbeiten und Zukunftsvisionen in der Landtechnik verliehen. Das Ackerbaukonzept „CRF – Controlled Row Farming“ von Amazone, Agravis Raiffeisen und Schmotzer Hacktechnik wurde aus einer Shortlist von zehn nominierten Innovationen als einer der Sieger gewählt. Die von der DLG berufene Jury aus unabhängigen internationalen Experten würdigte damit das neue Ackerbauverfahren zur Förderung der Biodiversität durch die Bewirtschaftung mit einheitlichen Reihenweiten.
Mit der neuen Auszeichnung unterstützt die DLG wegweisende Konzepte für die Zukunft der globalen Pflanzenproduktion. Die Preisverleihung erfolgte am 15. Februar 2022 im Rahmen einer Online-Veranstaltung.
Link zur Pressemitteilung der DLG: https://www.dlg.org/de/landwirtschaft/presse/aktuell#!/news/dlg-agrifuture-concept-winner-2022-die-preistraeger-fuer-den-neuen-zukunftspreis-agrartechnik
Link zur Agritechnica Website: https://www.agritechnica.com/de/agrifuture-concept-winner/gewinner-2022
Anbauplanung 2022
Im Anbaujahr 2022 werden drei Sommerungen angebaut: Ackerbohne, Hafer und Körnermais. Die Strukturierung der Parzellen wurde umgestellt und mit einer Pflugfurche eine einheitliche Ausgangssituation geschaffen.
Die Aussaat von Ackerbohne und Hafer in der Standardvariante erfolgt mit einer Centaya Säkombination mit 12,5 cm Reihenweite. In der modernen Variante wird die Reihenweite auf 25 cm verdoppelt. In Hafer und Ackerbohne wird die Aussaatstärke um 1/3 reduziert um die Kornlängsabstände in der Reihe nicht zu eng zu haben. Da der Mais als Einzelpflanze nicht bestocken und damit kompensieren kann, wird die Saatstärke nicht variiert.
Die um 1/3 reduzierten Saatstärken werden auch in den beiden CRF Varianten eingesetzt. Lediglich die Verteilung in der Fläche gestaltet sich unterschiedlich, da im CRF-System zwei Reihen geschlossen werden und dann eine Doppelreihe mit 12,5 cm gesät wird. Im Wintergetreide haben wir in den letzten Jahren die Saatstärke in der modernen Variante und in den CRF Varianten um 50% reduziert – mit gutem Erfolg (siehe Wintergerste 2021).
Im Hafer werden auch die CRF Varianten mit der Säkombination als Doppelreihen gesät. Dies wäre mit den Ackerbohnen auch möglich. Interessanter erschien uns die Saat mit der Einzelkornsämaschine auf 50 cm Reihenweite. Bei gleicher Saatstärke gegenüber der modernen Variante werden wir sehen wie sich die Bestände entwickeln.
Als Begleitsaat im Hafer haben wir uns in der reduzierten CRF Variante für den Rotklee entschieden. In Kombination mit der Bandspritzung wird der Rotklee möglichst früh ausgebracht. Er ist wüchsig und soll sich intensiv etablieren. Eine mechanische Reduzierung mit einer reihenbezogenen Walze wird möglich sein wenn er die Abreife des Hafers gefährdet.
In den Ackerbohnen wird die Vorauflaufspritzung im Band appliziert. Im ersten Hackdurchgang wird Perserklee ausgebracht der als niedrigwachsende Kultur die Ackerbohne bis zur Ernte nicht zu sehr stören sollte. In der optimierten CRF Variante erfolgt eine ganzflächige reduzierte Pflanzenschutzanwendung die der Ackerbohne einen Vorsprung geben soll. Um die Konkurrenz der Unkräuter zu unterdrücken wird die Hacke potentiell zweimal angewendet.
Der Körnermais wird in der Standardvariante und in der modernen Variante auf 75 cm mit der Precea Einzelkornsämaschine gesät. In den beiden CRF Varianten erfolgt die Saat auf 50 cm.
In der modernen Variante wird die Herbizidmaßnahme mit einer reduzierten Menge Bodenherbizid gefahren um eine Untersaat zu ermöglichen. Da winterhartes Weidelgras in der Fruchtfolge problematisch werden könnte, wurde Rauhafer als abfrierende Untersaat ausgewählt. Die Untersaat erhöht die Biodiversität und verbessert die Befahrbarkeit in der Ernte. Über den Winter bildet die Strohdecke einen guten Schutz vor Erosion.
In der CRF reduzierten Variante wird die volle Herbizdmischung wie in der konventionellen Variante angewandt, aber im Band appliziert. Interessant wird sein, ob sich die Rauhafer Untersaat in dem herbizidfreien Zwischenbereich besser entwickelt als in der modernen Variante.
In der CRF optimierten Variante wird eine ganzflächige, etwas schwächere Herbizidmischung gefahren um dem Mais einen Vorsprung zu geben. Je nach Witterungsverlauf erfolgen zusätzlich 1-2 Durchgänge mit der Hacke.
Feldversuche auf Gut Wambergen
Die Erprobung des Anbauverfahrens Controlled Row Farming findet auf einer Versuchsfläche in unmittelbarer Nähe der AMAZONEN-WERKE in Hasbergen-Gaste statt.
Die Versuche haben einen Demonstrationscharakter und werden nach Tastversuchen in 2020/2021 nun in einer Struktur aufgebaut die langfristig Bestand haben kann. Das Versuchsdesign ist abgestimmt auf das 27 Meter Fahrgassensystem des Partnerbetriebes der die Flächen in Wambergen bewirtschaftet.
Um den Versuch für Besucher attraktiv zu gestalten werden auf der 3 ha großen Versuchsfläche innerhalb eines 10 ha Schlages jedes Jahr drei Kulturen angebaut. Jede Kultur verfügt über vier Varianten mit je 12 Meter Breite die es ermöglichen Bonituren in der Länge von ca. 150 Meter zu wiederholen und mittels Kerndrusch Ernteerträge zu erfassen. Die 12 Meter breiten Parzellen erlauben Arbeitsbreiten von drei und sechs Meter für die Saat und die Pflege.
Die vier Versuchsvarianten Standard (A), Modern (B), CRF-reduziert (C)und CRF-optimiert (D) sind in Form einer einfachen Streifenanlage angelegt. Eine Randomisierung ist in der Anordnung mit Serientechnik an diesem Standort nicht möglich.
Standard: Mit dieser Versuchsvariante wird der konventionelle, klassische Anbau demonstriert wie er in der Region üblich ist. Es entsteht eine realistische Möglichkeit die verschiedenen Versuchsvarianten an dieser konventionellen Variante zu messen oder zu vergleichen.
Modern: Die „moderne Variante“ wird in üblicher Flächenbewirtschaftung bewirtschaftet und um aktuelle und innovative Pflanzenbaumaßnahmen erweitert. Dies können alternative Reihenweiten und Saatstärken, Untersaaten oder alternative Strategien im Pflanzenschutz sein.
CRF-reduziert: Das Ziel der CRF-reduzierten Variante liegt darin, die Begleitpflanzen in den Vordergrund zu stellen und bei reduziertem Einsatz der Betriebsmittel die Biodiversität besonders zu fördern. Je nach Kultur wird in Einzel- oder Doppelreihen der Reihenabstand von 50 cm etabliert. Die Begleitpflanzen im Zwischenbereich sollen sich frühzeitig und intensiv ausbilden. Je nach Kultur und Jahreswitterung besteht die Möglichkeit die Begleitpflanzen reihenbezogen mechanisch zu reduzieren um die Abreife und die Druschfähigkeit der Hauptkultur nicht zu gefährden.
CRF-optimiert: Die CRF-optimierte Variante verfolgt das Ziel, die Erträge bei optimiertem Betriebsmittelaufwand stabil zu halten. Durch die identische Aussaat wie in der CRF-reduzierten Variante mit einem Reihenabstand von 50 cm, können die Betriebsmittel ausschließlich in der Reihe appliziert werden.
Aussaat, mechanische Pflegemaßnahmen und die Bandspritzung werden mit 6 Meter Arbeitsreite mit RTK-gelenkten Traktoren durchgeführt. Da wir im konventionellen System nicht „auf den letzten Zentimeter“ an der Reihe hacken müssen, ist eine Sätechnik mit 3 Meter und eine Hacktechnik mit 6 Meter Arbeitsbreite möglich.
Für den ganzflächigen Pflanzenschutz fährt die betriebsübliche 27 Meter Feldspritze auf den 3 Meter Grasstreifen außerhalb der eigentlichen Versuchsanlage. Die Maschine kann durch Abschaltung der Teilbreiten parzellenscharf unterschiedliche Anwendungen fahren. Eine Nutzung von reihenbezogener Düsentechnik oder Schleppschlauchsystemen für die Flüssigdüngung ist im 50cm CRF-System ebenfalls möglich.
Die Düngung einer vollständigen Parzelle mit granulierter Ware kann mit dem Zweischeiben Düngerstreuer auch über die seitlichen Grasstreifen erfolgen. Mit dem neuen Grenzstreusystem Border-TS wird eine sehr gute Querverteilung innerhalb der 27 Meter erreicht. Der Einsatz eines Pneumatikstreuers wie er in Feldversuchen oft verwendet wird, ist nicht notwendig.
Die Grasstreifen haben den Vorteil der ganzjährig guten Befahrbarkeit und auch der einfachen Zugänglichkeit bei Feldrundgängen.
Ökonomische Betrachtung des Controlled Row Farming Anbausystems
Neben der praktischen Umsetzung des Controlled Row Farming Anbauverfahrens mit dem Blick auf die pflanzenbaulichen und ökologischen Effekte steht die Frage der Wirtschaftlichkeit im Raum. Wie stehen die erhöhten finanziellen Aufwendungen an Technik, Arbeit und Zeit für das alternative Ackerbauverfahren im Verhältnis zu den Einsparungen vor allem bei Dünge- und Pflanzenschutzmitteln.
Wir sehen als Zielgruppe für das Verfahren die mittelgroßen Ackerbaubetriebe Westeuropas. Als Basis für die folgenden Betrachtungen steht ein fiktiver 350 Hektar Ackerbaubetrieb in der Bördelandschaft südlich von Hannover. Gemeinsam mit einer studentischen Arbeitsgruppe der Hochschule Osnabrück haben wir alternative Szenarien durchgerechnet.
Mechanisierung zur Anwendung des CRF Systems
Als Ausgangssituation wird die regional übliche Mechanisierung in einem 27 Meter Fahrgassensystem angenommen: Pflug, Grubber, Kompaktscheibenegge passen zu einem 200 PS Traktor. Eine 3 Meter Säkombination mit Aktiver Bodenbearbeitung, eine Einzelkornsämaschine, ein Anbaudüngerstreuer und eine Anhängefeldspritze sind als Ausrüstung eines Betriebes mit traditionell guten Erlösen aus Zuckerrüben üblich ist.
Bei der Umstellung auf das CRF System steht im Mittelpunkt die Neuorientierung des gesamten Betriebes an 6 Meter Sä- und Hacktechnik. Mit dem Frontbehälter FTender 1600 können verschiedene Geräte versorgt werden: Getreide-Säeinheit mit 12 Doppelreihen und TwinTec Scharen auf 15 cm Abstand. Die 12-reihige Einzelkornsämaschine kann über den Frontbehälter für den Unterfußdünger verwendet werden und die 12-reihige Hacktechnik für die Ausbringung von Untersaaten. Bisher nicht betrachtet, aber im System vorgesehen wäre auch ein Striptill Grubber mit variablen, reihenbezogenen 25 bzw. 50 cm Strichabstand, mit dem aus dem FTender der Dünger Unterflur deponiert werden könnte.
Im Mittelpunkt des Systems steht auch die präzise, in die Hacktechnik integrierte Bandspritzung. Der Fronttank FT-P 1502 und die Reihenspritzeinrichtung gehört damit zur Pflichtausstattung. Um den Fronttank weiter sinnvoll zu nutzen wird die Anhängespritze UX 4200 Special, 27 m durch eine Anbaufeldspitze UF 1302 mit 18 Meter ersetzt. In Kombination mit dem FT-P 1502 ist der Tank ausreichend groß um akzeptable Flächenleistung zu erreichen.
Potentiell wären auch andere Fahrgassensysteme und Mechanisierungen denkbar. So ist die Bandspritzung mit einer klassischen Anhängespritze (siehe AmaSelect row) auch möglich. Diese hat dann eine deutlich höhere Flächenleistung, kommt aber nicht auf die Präzision einer integrierten Bandspritzeinrichtung.
Auch die Kooperation mit Nachbarbetrieben beim überbetrieblichen Einsatz von Dünge- und Pflanzenschutztechnik kann sinnvoll sein, wenn ein Großteil der Anwendungen mit reihenbezogen platziert werden und damit die Auslastung der eigenen Standard Maschinen zu sehr sinkt.
Ökonomische Vorteile Effekte des CRF Systems
Kern des CRF Systems ist die reihenorientierte Platzierung möglichst vieler Betriebsmittel. Sehr einfach zu betrachten sind die Einsparungen der Herbizide. Wenn bei den Kulturen in Einzelreihen (Mais, Zuckerrübe, Raps) die Bandbreite bei 10 cm liegt und bei Doppelreihen im Getreide bei 20 cm, ergeben sich bei 50 cm Reihenweite Reduktionen um 80 bzw. 60 %. Einsparungen von Fungiziden und Insektiziden sind bei reihenbezogenen Anwendungen mit z.B. Droplegs auch vorstellbar. Sie wurden in den ersten Kalkulationen noch nicht betrachtet, da es noch zu wenig pflanzenbauliche Erkenntnisse dazu gibt.
Die Effizienzsteigerung einer platzierten Düngung ist vor allem beim Mais seit Jahren bekannt und auch für Jugendentwicklung des Getreides zunehmend im Einsatz (siehe SingleShoot Verfahren). Im CRF System sollen weitere Düngemaßnahmen in Abhängigkeit der Wirkungsweise der Düngerart reihenbezogen erfolgen. Sowohl die Hacktechnik wie auch die klassische Feldspritze eröffnet diverse Möglichkeiten feste und flüssige Dünger neben, auf oder unter der Reihe zu platzieren. Für diese Kalkulation haben wir angenommen, dass nur noch die dritte Gabe im Getreide ganzflächig appliziert wird und damit nur 26% aller Düngemaßnahmen ganzflächig erfolgen. In der Kalkulation haben wir bei konstanten Erträgen eine moderate Effizienzsteigerung der Düngemaßnahmen von 10% angenommen.
In der Summe der genannten Reduktionspotenziale ergibt sich im Pflanzenschutz eine Kostenreduktion um 43 % bzw. 64 € /ha und in der Düngung um 10 % bzw. 10 € / ha.
Aus der Nutzung von Geräten mit kleineren Arbeitsbreiten und Tanks zur Bandspritzung und Düngerplatzierung ergeben sich deutlich geringere Arbeitsleistungen pro Stunde die sich ökonomisch negativ auswirken. In der Kalkulation ergibt sich daraus eine Erhöhung der Maschinen- und Arbeitskosten um 63% bzw. 14.945 € / Jahr.
In der Bilanzierung wird allerdings deutlich, dass die absoluten Kosten pro Hektar bei den Maschinen geringer ansteigen als sich die Kosten der Pflanzenschutzmittel reduzieren. Und dies, obwohl wir in den Kalkulationen einen sehr hohen Stundensatz von 60 €/Stunde bei allen anfallenden Arbeiten angesetzt haben. Eine Verlagerung der Arbeit vom Betriebsleiter auf einen Aushilfsfahrer kann zusätzliche Reduktionen bringen.
Konkret zeigt sich dies exemplarisch an der Zuckerrübe:
- Die Steigerung der Maschinenkosten durch den Einsatz von Hacke, Fronttank und Bandspritze liegt bei 15 € / ha.
- Die zusätzliche Arbeitszeit ergibt Kosten von knapp 30 € / ha.
- Dem gegenüber steht vor allem die Reduktion der Kosten durch Herbizide – diese liegen in der Summe bei über 170 € / ha.
Die Bilanz fällt bei den verschiedenen Kulturen sehr unterschiedlich aus. Der intensive Einsatz von Herbiziden in Zuckerrüben bringt deutliche Kostenvorteile, in Mais und Raps gibt es leichte Vorteile und im Getreide heben sich die Effekte gegenseitig auf.
In der Betrachtung der gesamten Fruchtfolge des 350 ha Betriebes liegen die Kosten des CRF Systems 1 % unter der üblichen Flächenbewirtschaftung.
Herausforderung Arbeitszeit
Aus der veränderter Mechanisierung ergeben sich vollkommen andere Arbeitsleistungen pro Hektar. Bei Nutzung des Amazone Leistungsrechners sieht man in der Ausgangssituation eine Leistung mit der UX 4200 Special, 27 Meter von 12,4 ha / Stunde bei einer Gesamtjahresleistung von 1370 ha. Aus der Umstellung auf Bandspritzung der Herbizide mit Hacke und FT-P ergeben sich rund 670 ha notwendige Jahresleistung der Kombination. Mit einer Leistung von 4,9 ha/Stunde zeigt sich eine der wesentlichen Herausforderungen des CRF-Systems. Die übliche Flächenapplikation reduziert sich auf rund 700 ha / Jahr bei einer Stundenleistung der 18m Anbaufeldspritze von 7,7 ha. Der Unterschied zwischen üblicher Flächenspritzung und dem Einsatz von Hacktechnik wird plakativer, wenn man die notwendige Arbeitszeit für 120 ha sieht. Die 27 Meter Feldspritze benötigt ca. 10 Stunden, die 6 Meter Hacktechnik 24 Stunden.
In der Aufsummierung aller Arbeitsgänge über die gesamte Fruchtfolge inklusive aller Nebenzeiten wie Transport und Befüllung zeigt sich eine Zunahme des Arbeitszeitbedarfs um 48 %. Die Summe ist eine Herausforderung aus Sicht regionaler Schwierigkeiten bei der Personalsuche für die Landwirtschaft und den zunehmenden Personalkosten. Global gesehen stehen allerdings ausreichend Arbeitskräfte zur Verfügung. Politisch gelingt es aber bisher nicht dieses Ungleichgewicht aufzulösen.
Die zunehmende Automatisierung der Arbeitsprozesse in den Anbaugeräten (z.B. Lenkung der Hacke, Kontrolle der Arbeitsqualität mit Argus Twin) führt durch die Fahrerentlastung und höhere Fahrgeschwindigkeiten zu höheren Arbeitsleistungen pro Stunde. Wie man am Beispiel der Einzelkornsätechnik (EDX, Precea) sieht, ist in den letzten Jahren viel unternommen worden um auch bei hohen Geschwindigkeiten die Arbeitsqualität zu erhalten.
Mittelfristig wäre Controlled Row Farming ideal geeignet vollständig auf autonome Feldroboter umzustellen und damit die Herausforderung des steigenden Arbeitszeitbedarfs zu beantworten. Wenn es die verfügbaren Arbeitstage ermöglichen, können dann auch wieder die Arbeitsbreiten kleiner werden und die Geschwindigkeiten sinken. Dies kann potentiell wieder zum Vorteil der Präzision und der Arbeitsqualität führen und nicht zuletzt auch zur Verminderung des Dieselverbrauchs pro Hektar.
Anbaujahr 2020/2021 – Wintergerste
Die Wintergerste hat zur Ernte 2021 in allen Versuchsvarianten gleiche Erträge gebracht! Auch die Doppelreihe auf 50 cm Reihenweite mit Untersaat unterscheidet sich nicht von den anderen Varianten.
Am 04.10.2020 erfolgte die Aussaat der Wintergerste „KWS Wallace“. Die Aussaatstäke in der konventionellen Variante lag bei 310 keimfähigen Körnern / qm, bei 12,5 cm Reihenweite. Der theoretische Kornlängsabstand betrug 2,58 cm. In der modernen Variante wurde bei gleicher Reihenweite nur die Saatstärke halbiert. 155 Kö/qm ergeben einen theoretischen Kornlängsabstand von 5,16 cm.
Die beiden CRF-Varianten wurden identisch angelegt: immer zwei Reihen im Abstand von 12,5 cm und dann zwei Reihen geschlossen, um bei 50 cm Abstand der Doppelreihe der Begleitkultur Raum zu geben. Die theoretischen Kornlängsabstände betragen 2,58 cm und sind identisch mit der konventionellen Variante.
Zur Unkrautbekämpfung wurde am 04.11. in allen Varianten ganzflächig eine Herbizidmaßnahme durchgeführt. Der Einsatz einer Hacke war aufgrund regelmäßiger Niederschläge im Oktober unmöglich. Die Alternative einer Bandspritzung im Herbst mit einem ersten Hackdurchgang im frühen Frühjahr erschien uns bei einem sehr hohen Unkrautdruck sehr risikoreich. Zum Glück haben wir im CRF Projekt die Flexibilität und können mit ganzflächigen Applikationen besondere Herausforderungen lösen. Die Anlage der Untersaat zur oder kurz nach der Saat der Hauptkultur werden wir in Zukunft erproben.
Die weitere Bestandsführung mit Düngung und Pflanzenschutz erfolgte einheitlich über alle Varianten. Details sind in der folgenden Grafik zu finden.
Am 04.04.2021 erfolgt in der Variante „CRF reduziert“ eine Hackmaßnahme mit der Aussaat von Alexandriner Klee. In der Konkurrenz zur Gerste und in einem sehr kalten Frühjahr hat der Klee sich zunächst relativ langsam entwickelt. Auch wenn es vor der Ernte relativ gut aussah, ist der Effekt im Hinblick auf eine Förderung der Biodiversität relativ gering. Im kommenden Jahr wollen wir die Begleitpflanzen noch offensiver fördern.
Bei Betrachtung der Kennzahlen lassen sich folgende Schlüsse ziehen: Die Feldaufgänge lagen zwischen 92 % und 105 % (*) auf einem sehr hohem und vergleichbaren Niveau.
* Sehr gute Keimfähigkeit und Ungenauigkeiten in der Dosierung bzw. Längs- und Querverteilung können zu Messwerten > 100% führen.
In der Bestandsdichte ist der Unterschied deutlicher. Bei hoher Saatstärke bilden sich fast 400 Ähren / qm. Die Bestockungszahl liegt bei 1,3 (jede Pflanze bildet im Schnitt 1,3 Ähren). Bei den geringen Saatstärken von 155 K/qm sind die Bestandsdichte n bis zu 25% geringer. Die Wintergerste hat aber im Durchschnitt mehr als zwei Ähren pro Pflanze ausgebildet.
Die Ernte der Wintergerste erfolgte am 24. Juli. Jede Variante wurde im ganzen Block gedroschen und verwogen. Der Ertrag von 78 dt/ha ist für den Standort und die Region durchschnittlich. Die Unterschiede zwischen den Varianten sind so gering, dass man von einheitlichen Erträgen in allen Varianten sprechen kann.
Die geringere Ährenzahl wurde offensichtlich durch eine stärkere Kornausbildung kompensiert.
Herbst 2020: die Grenzen des CRF gleich erkannt!
Im Zentrum der Aktivitäten des CRF Versuchswesens steht die 50cm Reihe mit dem einheitlichen Unkrautmanagement durch Hackgerät und Bandspritzung. Im Wintergetreide mussten wir leider feststellen, dass der Einsatz von Hacktechnik im Herbst eine besondere Herausforderung darstellen kann.
Mit der lokalen Wetterstation auf der Fläche lässt sich die Situation gut nachvollziehen. Der September war mit 38 mm Niederschlag relativ trocken. Einige Tage vor der Aussaat von Winterweizen und Wintergerste gab es noch einige Niederschläge die am 4. Oktober für optimale Bedingungen sorgten. Die folgenden Wochen waren dann geprägt von regelmäßigen und auch ergiebigen Regenfällen (105 mm im Oktober) die den Einsatz der Hacke unmöglich machten.
Da der Unkrautdruck relativ stark war, wurde entschieden am 4. bzw. 11. November ganzflächige Herbizdmaßnahmen durchzuführen.
Sobald es im Frühjahr möglich ist, wird der erste Arbeitsgang mit der Hacke die Verschlämmungen aufbrechen und im gleichen Arbeitsgang die Saat der Begleitpflanzen stattfinden.
Die Getreidebestände sehen vor dem Vegetationsstart sehr gut aus. Die Niederschläge von September bis Anfang März haben sich auf fast 400 mm addiert. Wir haben also eine sehr gute Basis für ein ideales Frühjahr 2021.