Biodiversität den Vorrang geben – wieviel Ertrag hat es gekostet?
Nachdem wir in den ersten Jahren relativ defensiv mit den Begleitpflanzen umgegangen sind, wollten wir zum Winterweizen 2022/2023 der Biodiversität den Vorrang geben. Die Aussaat von Wildkräutern im CRF-System ohne Herbizidbehandlung im Zwischenbereich war ein Plus für die Natur, aber eine Herausforderung aus Sicht des klassischen Ackerbauern.
Am 12. Oktober 2022 wurde Winterweizen der Sorte Chevignon mit der Kreiselgrubber-Säkombination Centaya mit RoTeC-Scharen ausgesät.
Dabei wurden die bereits bekannten Varianten der letzten Jahre gewählt:
- Konventionell (A) mit 12,5 cm Reihenabstand und 330 kfK/m2 – mit üblicher Flächenspritzung
- Modern (B) mit 25 cm Reihenabstand und 165 kfK/m2 – mit üblicher Flächenspritzung
- CRF reduziert (C) mit 2 x 12,5 cm auf 50 cm Abstand zur nächsten Doppelreihe und 165 kfK/m2 – mit Begleitsaat und Bandspritzung
- CRF optimiert (D) mit 2 x 12,5 cm auf 50 cm Abstand zur Doppelreihe und 165 kfK/m2 – mit üblicher Flächenspritzung
Durch die zwei Saatguttanks und die beiden Verteilerköpfe war es möglich bei Variante C (CRF reduziert) zwischen die zwei Doppelreihen Weizen gleichzeitig eine Naturschutzmischung in Doppelreihe auszusähen (Saatstärke: 10 kg/ha). Bei dieser Begleitsaat handelte es sich um eine blühende Wildpflanzenmischung mit 21 verschiedenen Komponenten wie z.B. Kornblume (Centaurea cyanus), Spitzwegerich (Plantago lanceolata) oder Rotklee (Trifolium pratense) von der Rieger-Hofmann GmbH.
Im kühlen und nassen Herbst etablierte sich die ausgebrachte Begleitsaat sehr langsam. Dafür kamen einige unerwünschte Beikräuter im Weizenbestand zum Vorschein. Deshalb erfolgte am 02. Dezember die erste Herbizidmaßnahme mit 30 g/ha Pointer SX und 3 l/ha Boxer. Während bei den Varianten A, B und D die Applikation flächig erfolgte, wurde in Variante C die Pflanzenschutzmaßnahme als Bandspritzung durchgeführt. Bei einer Bandbreite von 20 cm konnten wir so 60 % der Herbizidmenge einsparen.
Damit sich der Weizen im Frühjahr ungestört entwickeln konnte, wurden am 18. März mit 0,2 l/ha Husar Plus und am 25. April mit 50 g/ha Potacur SX weitere Herbizidmaßnahmen durchgeführt. In Variante C blieb die sich sehr gut entwickelnde Wildpflanzenmischung durch die Bandapplikation von den Herbiziden unberührt.
Die Wuchshöhe der Begleitsaaten erreichten Mitte Mai das Niveau des Winterweizens. Kornblumen waren recht dominant vertreten, die eigentlich harmlose Vogelmiere wuchs kräftig auch in den Weizen. Insgesamt traten in der biodiversen Variante 14 Pflanzenarten auf, davon 6 die im Herbst ausgesät wurden. In der konventionellen Variante fand sich mit der Jährigen Rispe nur eine Pflanzenart. Im Rahmen einer Bachelorarbeit zur Vegetationsökologie (Frau Prof. Kathrin Kiehl, HS Osnabrück) wurde insgesamt ein sehr positives Fazit für die Biodiversität gezogen.
Zur Sicherung der Ernte, wurde am 16. Mai in BBCH 37 eine Messerwalze im Frontanbau eingesetzt. Die SCHMOTZER Messerwalze wurde für das Forschungsprojekt Renuwi (Förderung durch die Bundesstiftung Umwelt) entwickelt und für diesen Einsatz ausgeliehen. Bei einer Fahrtgeschwindigkeit von 10 km/h sorgte die doppelte Messerwalze für ein sehr gute Zerkleinerung der Wildpflanzen und nur eine geringe Schädigung des Weizens.
Mit einer guten Bodenbedeckung sorgte das abgestorbene Pflanzenmaterial in der nachfolgenden Trockenperiode für den Erhalt der Bodenfeuchtigkeit.
Während der Blüte und der Kornfüllungsphase entwickelte sich der Weizenbestand hervorragend und die Begleitsaaten waren kaum wahrnehmbar. Von Ende Juni bis Anfang August kam es zu einer langen Regenperiode, sodass die regulierten Kräuter sich erneut etablierten.
Trotz der teils sogar wieder blühenden Begleitsaat (Klatschmohn, Rote Lichtnelke, Kornblume) war am 20. August die Mähdruschernte mit einer Stoppelhöhe von ca. 10 cm problemlos möglich.
Während bei Variante A (Konventionell) ein sehr guter Ertrag von 94 dt/ha erzielt werden konnte, lag der Ertrag in Variante C (CRF reduziert) um 25 % niedriger bei 70 dt/ha. Der Kornertrag von Variante D (CRF optimiert) lag mit 82 dt/ha auf einem ähnlichen Niveau wie der Ertrag von Variante B (Modern) mit 86 dt/ha.
Da der Versuch als reine Blockanlage ohne Wiederholung angelegt wurde, sind die Ergebnisse statistisch nicht abgesichert. Der deutliche Ertragsverlust in der Variante C ist aber ein guter Indikator, womit zu rechnen ist, wenn der Biodiversität Raum gegeben wird.